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Ferien zuhause

N'Abend!

Gedanken am Abend

Wenn ich mich am Abend in mein Bett lege, bin ich manchmal ein wenig gestreßt, weil zum Beispiel irgend etwas nicht so geklappt hat, wie ich mir das vorgestellt hatte, oder weil ich mir Sorgen mache über Geld, Zukunft, vereintes Europa oder Meteore auf Kollisionskurs.

Meistens allerdings bin ich ganz zufrieden, bevor ich schlafe.

Ok, wir machen mal eben einen kleinen Zeitsprung in die Vergangenheit, damit ich das besser erklären kann... ZAPP... ok, da sind wir, etwa 6 Stunden früher an einem Mittwoch um 8 Uhr abends.

Ich gehe (als letzter) aus dem Büro, mache das Licht aus und schließe die Tür ab. Ich gehe die Treppe runter und dann auf dem Parkplatz zu meinem Auto.

Die Sonne steht schon ziemlich tief, so etwa zwei Handbreit über den scharf sich abzeichnenden Bergen hinter Grasse, die man vom CICA aus gut sehen kann. Die große, weiße Kugel des Flughafenradars (zu der wir manchmal raufklettern oder es zumindest probieren) leuchtet auf einem Gipfel vor sich hin, auf fast 1500m, problemlos sichtbar von Saint-Laurent bis wahrscheinlich nach Cannes.

Ich setze die Sonnenbrille auf (orange, geil), klappe die Sonnenblende runter, mache Musik an und fahre los.

Auf dem Weg sehe ich ab und an die Berge durch die Bäume hindurchgucken, mittlerweile größtenteils grün, nur ganz hinten in Richtung Italien liegt noch Schnee auf den Gipfeln.

Die Beleuchtung ist einfach klasse, besonders wenn die Sonne gerade untergeht.

Das ganze erzeugt eine Ferienatmosphäre, die zuhause anhält, weil ich erstens den Pool gleich neben dem Zimmer habe, und weil zweitens mein Zimmer immer noch nicht eingerichtet ist und bösen Zungen zufolge einem hektisch aufgeschlagenen Zelt gleicht.

Mir ist das egal, ich bade vielleicht noch ein wenig, mache dann noch dieses und jenes, und lege mich dann irgendwann beruhigt ins Bett, morgen ist wieder ein neuer Tag.

Der Pool

So ein Pool ist toll.

Man kann mit, in, an und um so einen Pool herum viel Spaß haben. Wieviel Spaß genau, das hängt von mehreren Faktoren ab:

Letzteres ist ja nun hier kein Problem (bei Euch auch nicht, wenn ich das richtig mitbekommen habe), und ersteres bei unserem Pool zum Glück auch nicht. Über die Mitbenutzer kann ich mich nicht beschweren, was sich vielleicht ändern mag, wenn die Vermieter im Juli hier antanzen.

Die Wasserqualität ist aber so ein Thema...

Dank der Größe des Pools (wir schätzen ihn auf etwa 250 Kubikmeter) kann man nicht einfach das Wasser ablassen und neu befüllen. Erstens würden 250 Kubikmeter Wasser das tiefer gelegene Grundstück unseres Nachbarn überfluten, wir haben ja keine Kanalisation. Zweitens würde es Tage dauern, den Pool wieder zu befüllen. Drittens würde es unser letztes Hemd kosten, 250 Kubikmeter Wasser kosten immerhin FF1750, also etwa DM525. Viertens könnte es durchaus passieren, daß die Wände des Pools vom Wasserdruck gestützt werden...

Ich trage jetzt bei der Arbeit eine Brille!

Bis vor etwa 6 Monaten hatte die Pitou einen Gärtner, der unter anderem auch jeden Morgen eine Stunde lang den Pool gesaugt und anderweitig gesäubert hatte. Dann beschloß der Vermieter eines Tages, das sei gar nicht notwendig, und nun kümmern wir uns selber darum, diesen mittelgroßen Teich nicht umkippen zu lassen.

Das soll theoretisch so funktionieren, daß jeder Mitbewohner alle 8 Wochen ein Wochenende darauf verwendet, den Pool zu saugen und die Pumpe und das Filtersystem darauf zu überprüfen, ob es gut funktioniert und nicht verstopft ist. Das dauert so ungefähr 5-6 Stunden, kann also locker an einem Wochenende bewältigt werden. Wenn man sonst nichts vorhat, natürlich.

Praktisch reicht das hinten und vorne nicht, und der Pool ist in den letzten zwei Monaten schon zweimal komplett grün gewesen, voller Algen! Das ist ganz schön eklig.

Es gibt dann so fiese Produkte, die man ins Wasser wirft: Einige davon töten jedes Lebewesen, andere sorgen dafür, daß der ganze Schmodder im Wasser auf den Boden sinkt, wo man ihn dann wegsaugen kann. Und unser Pool ißt zum Frühstück natürlich auch noch Chlor, und zwar rauhe Mengen.

Das sind also die Schattenseiten eines Lebens als Poolbesitzer. Tja. Ich bin trotzdem der Ansicht, daß der Pool toll ist.

Irgendwann diese Woche werde ich mich mal bei einem Baumarkt oder Schwimmbadbedarfladen nach einem Roboter umsehen, der im Wasser rumfährt und automatisch saugt. Die sollen angeblich verdammt teuer sein, aber das wird man dann ja sehen. Sauberes Wasser ist es uns ja vielleicht wert.

Der Sommer

Im Sommer nimmt man als anständiger Arbeiter seinen Urlaub, und man verbringt ihn mit Frau und Kindern (so man welche hat) an einem schönen, ruhigen und warmen Ort. Man bucht das schön lange vorher und plant alles, damit man sich dann auch wirklich erholen kann. So weit die Theorie.

Bei mir wird es wieder darauf hinauslaufen, daß ich meine Ferien um das Fescht herum anordne, einen Tag vorher für die notwendigen Vorbereitungen und um in Stimmung zu kommen, und mindestens zwei Tage nachher zum Ausnüchtern und Ausschlafen. Das ultimative Gegenteil von 'Erholung'...

Falls nicht Air Littoral bis dahin pleite ist (könnte passieren, AOM und Air Liberté hat's schon erwischt), werde ich also wieder drei Tage lang durch Karlsruhe vegetieren.

Die restlichen Ferientage (leider weniger als im letzten Jahr) werde ich dann jeweils kurzfristig einlösen, z.B. für Trips in die nähere Umgebung mit dem Auto (Im Mercantour soll es sehr schön sein, und Italien nördlich von Pisa hat auch was), die also nicht vorbereitet sein wollen...

Apropos: Die Pitou eignet sich für Besucher weitaus besser als die Wohnung in Nice. Alleine schon der Garten ist groß genug für ein Sommercamp des Fähnlein Fieselschweif. Dummerweise sind im Juli und August die Vermieter im Nebenhaus, aber das soll uns ja nicht stören.

Und die ganzen Überlegungen zum Thema 'Ferien' sind natürlich hinfällig, falls ich demnächst arbeitslos werden sollte. Das Schwert hängt zwar schon seit längerem über unseren Köpfen, aber man weiß ja erstens nie, und zweitens kann ich als Insider sagen, daß es zur Zeit wirklich schlecht aussieht.

Soviel erstmal vom Leben als Schnösel, habt einen schönen Sommer,
Jan

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