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Hoch hinaus! (Teil I)

N'Abend!

2003, 7. April, abends. Draußen ist es bewölkt und gar nicht sehr warm. Ein frischer Wind rüttelt an den Fensterläden.

2003, 8. April, morgens. Ich gucke aus dem Fenster und traue meinen Augen nicht: Auf den Autos liegt ein ganzer, schicker Zentimeter Schnee!

Schnee? Winter! Panik!

Eigentlich hatte ich noch am Abend vorher meine dicke Decke weggepackt und vorgestern war es am Pool in der Sonne sogar fast zu warm geworden, und dann sowas.

Die Nachrichten melden, Venedig habe am Abend vorher unter einer Schneedecke gelegen, es trifft also nicht nur uns.

Der Schnee liegt übrigens bis nach Valbonne runter, aber in Sophia schon nicht mehr. Auf dem Parkplatz des CICA sind etwa ein Drittel der Autos bestäubt, der Rest sieht aus wie immer. Ein skurriler Anblick.

Ich fahre so gegen 6 nach Hause, finde aber leider kein Fitzelchen Schnee mehr vor. Schade...

Am 9. ziehen Wolken auf, es regnet. Über 800m soll es sogar schneien, aber das kann man wegen der tiefliegenden Wolken nicht sehen. Dafür sehen wir am 10. auf dem Weg zum CICA die Wolken aufreissen, und dahinter die Berge im Norden, auf denen etwa 20cm Schnee liegen!

Später wird der Himmel wieder blau und es wird warm. Ein toller Anblick! Abends liegt sogar noch Schnee an der Radarkugel. Ich mache schnell ein paar Fotos...

Die Boule im Schnee, mitten im April!

Die Skigebiete hier in der Gegend haben dieses Jahr eine gute Saison gehabt, munkelt man. Ich glaube das sofort, denn diesen Winter konnte man wirklich sehr oft auf dem Weg nach Hause Schnee auf den Bergen im Norden sehen.

Nur zwei Tage später ist es schon wieder warm. So warm, daß man sich schon wieder locker einen Sonnenbrand holen kann, und das tue ich dann auch gleich.

Neiß Pihpöll!

Ben Elton hat ein lustiges Buch über 'Big Brother' geschrieben namens 'Dead Famous'. Hauptakteur darin ist ein Polizist, der einen Mordfall aufklären soll, und zwar einen Mord, der im Container passiert ist, vor laufenden Kameras. Die Ermittlungen sind natürlich schwieriger als erwartet, und das Buch lebt auch eher davon, daß es die Charaktere im Container und in der Show beschreibt.

Die Boule durch 1m Brennweite.

Spaßig an dem Buch ist, wie kraß die Produzenten der Show sich an den Einschaltquoten hochziehen. Weil z.B. nach mehreren Wochen im Container immer noch keins der Mädels nackt war, wird eine vollkommen absurde Aufgabe gestellt: Die Bewohner müssen eine indianische Sauna bauen und darin mindestens eine Stunde aushalten. Die Sauna ist natürlich sehr, sehr klein und sehr warm, innen ist kein Licht, und man gibt den Bewohnern ordentlich was zu trinken, damit auch wirklich endlich was passiert.

Ich will nicht das Ende verraten, keine Angst. Der Sender TF1 scheint aber das Konzept aus dem Buch gemocht zu haben, denn seit einigen Wochen gibt es eine neue Show: 'Nice People' (Bitte immer 'Neiß Pihpöll' aussprechen, mit Betonung auf dem "ö"! Das "ö" aber bitte nicht so wie in "Öl", sondern wie in "Heinrich Böll". Ja, genau so.).

Idee der Show: 12 junge Leute aus ganz Europa leben soundsolange in einem Container. Hatten wir schonmal? Quatsch, diese Show hat mit dem dumpfen, hirnlosen und sensationsgeilen 'Loft' (Das französische 'Big Brother') nun wirklich gar nichts zu tun! Es geht hier um Integration! Es geht um die europäische Sache!

Die 'Guignols' haben das vor einiger Zeit schön zusammengefaßt: Es geht darum, zu zeigen, daß Europa zusammenrückt. Ja, genau, näher! Ran an's Gerät! Pack' ihr doch endlich an die ...!!! Am besten ganz rein!! Ja!!!

Die Boule durch 2m Brennweite.

Jedenfalls sitzen die 6 Jungs und 6 Mädels irgendwo hier in der Umgebung von Nice (Daher der Titel. Witzig, gell?) in ihrem Container bzw. ihrer Villa und machen nichts anderes als sich gegenseitig anzugraben. Es gibt die üblichen Kameras überall, die Aufgabe der Woche, die Show am Wochenende mit Rückblick (auf Hintern und Oberweiten), Eliminierung jeweils eines Bewohners, alles was man so kennt.

Die Charaktere sind auch wunderbar: Der Italiener baggert, die Italienerin kann nicht richtig Französisch, die Russin ist sexy, der Franzose ist der Chef. Die Deutsche wurde gleich zu Anfang nominiert, konnte aber gegen die Spanierin gewinnen, weil sie jung, unschuldig, naiv und ängstlich ist. Abgefahren. Es mag auch was damit zu tun gehabt haben, daß die Spanierin immer von ihrem Typen zuhause geschwärmt hat, es also ziemlich unwahrscheinlich war, daß sie sich flachlegen lassen würde. So gesehen hat die Deutsche sich vielleicht auch selbst in's Aus geschossen, indem sie nach der Entscheidung mal schnell ihren Verlobten auf der Tribüne geküßt hat, bevor sie wieder zurück mußte in die Villa.

Sonst sind da noch ein Finne, ein Portugiese, ein Schwede, ein Belgier, eine Polin und eine Britin. Der Italiener und die Engländerin führen übrigens in der Publikumsgunst, man kann nämlich auf www.tf1.fr wählen. Auf den hinteren Plätzen finden sich der Finne und die Polin. 'Unsere Kandidatin' Katrin liegt gar nicht mal so schlecht im Rennen...

Tatsächlich neu ist nur, daß jede Woche ein Star für vier Tage in die Villa einzieht. Den Anfang machte Ophélie Winter (oder so), anscheinend eine Sängerin, und diese Woche ist Doc Gynéco in der Villa, eigentlich auch ein Musiker, eher jedoch der französische Aushängekiffer. Er tritt regelmäßig im Fernsehen auf, und es gibt sogar eine Show, in der er fast jede Woche auftaucht, um einer der geladenen Frauen einen Antrag zu machen. Das ist sein Job in dieser Show.

Bei alldem ist er eigentlich immer komplett platt. Er spricht langsamer als ein Trabbi, kichert vor sich hin, bekommt nichts mit und sieht generell so aus als würde er schlafen. Ich bin jedenfalls schon sehr gespannt auf die Sendung am Ende dieser Woche.

M6, der Fernsehsender der 'Loft Story' ausgestrahlt hatte, klagt übrigens gegen TF1, weil das Konzept von 'Neiß Pihpöll' zu nah am 'Loft' sei. Da fällt mir ganz spontan nur Loriot ein: "Ach!"

Warum ich nicht dabei bin? Altersgrenze. 30 Jahre.

Sommer!

Wie das bei einem Bericht im Mai, Juni oder Juli so üblich ist, verkünde ich hiermit, daß der Sommer da ist, diesmal mit einem kurzen Gedicht:

Ahem. räusper

Hört! Hört! Der Sommer ist da!

Warm ist's am Tage
Und warm in der Nacht
Der Himmel ist blau
Und die Sonne, sie lacht.

Die Zwanzig geschafft
Hat der Pool heute leicht
An der Luft hat's sogar
Für noch mehr Grad gereicht!

Am Auto die Fenster
Die bleiben jetzt auf
Die dreh ich (wenn's hochkommt)
Im Herbst wieder rauf!

[Hier fehlen weitere 4 Absätze, die ich auf Anraten Arnds entfernt habe.]

Boah, was für Reime! Ich gehe jetzt zu Arnd und Carine. Erstens macht Carine gerade eine Bolognese mit Pasta, und zweitens muß ich Arnd fragen, ob ich mich nicht vielleicht etwas verreimt habe...

Allergie

A propos Sommer: Wer von Euch Scherzkeksen hat mir den Allergie-Fluch geschickt? Ich hatte letztes Jahr so gut wie nichts, aber dieses Jahr komme ich gar nicht mehr raus aus dem Augenreiben! Wer spielt hier wieder mit Voodoo-Puppen, hm? Und warum?

Prototypen

2003 ist in meinem Bekanntenkreis hochzeitslastig. Gerade komme ich von einem verlängerten Wochenende in Aachen zurück, wo ich der Hochzeit von Gabi & Tim beiwohnen durfte. Das war ein sehr angenehmes Fest. Folgende Idee konnte ich dabei aufschnappen:

Die Gäste schreiben ihren Namen auf kleine, vorbereitete Kärtchen. Darunter schreiben sie ein kleines Geschenk, das sie dem Brautpaar machen wollen. Die Rückseite dieser Kärtchen trägt bereits die Adresse des Paares sowie einen Hinweis an den Finder, daß er die Karte bitte einschicken möge. Wieso Finder? Weil die Kärtchen jetzt an Ballons geknotet werden. Dann lassen alle Gäste auf Kommando der Braut ihre Ballons starten und das Brautpaar hat noch Monate später kleine Überraschungen, wenn mal wieder eine Karte ankommt.

Die Ausführung war in diesem Fall etwas schwierig, weil wir dummerweise die Ballons den ganzen Nachmittag in Holgers Auto gelagert hatten. Die Sonne schien also auf das Auto (zum Glück, möchte man meinen) und heizte die Ballons. Helium-Ballons mögen das wohl nicht so, jedenfalls waren sie vorher weitaus potenter gewesen als hinterher.

Meine Karte z.B. und die von Souad wollten nur mit drei (!) Ballons fliegen, und das auch erst, nachdem ich aus den Kärtchen jede unbeschriftete Stelle ausgeschnitten hatte.

Hoffentlich gibt auch die Hochzeit von Arnd & Carine noch ein paar Anregungen, und hoffentlich fällt mir bis dahin noch was ein, was ich Noah zur Taufe mit auf den Weg geben kann, und zwar sowohl ideell als auch materiell...

Große Schüssel!

Ich muß gestehen, daß ich vor dem Preissystem der Bahn einfach kapituliert habe.

Das Radioteleskop Effelsberg lugt aus seinem Tal hervor.

Germanwings fliegt ja nicht nach Aachen, sondern nach Köln. Ich habe wirklich versucht, den Preis herauszufinden für die Busfahrt zum Kölner Bahnhof für zwei Leute, zwei Bahntickets nach Aachen und Retour, sowie einen Kurztrip ebenfalls für zwei Leute nach Maastricht. Als ich knapp unter 100? angekommen war und die Webseite der Autovermietung auch nur knapp über 100? lag, war die Sache also klar: Wir nehmen das Auto.

Ich habe es nicht bereut, denn erstens ist Maastricht immer einen Ausflug wert, und zweitens liegt Köln nah an der Eifel, und in der Eifel liegt das nette Örtchen Effelsberg, von dem Ihr bestimmt noch nie gehört habt. In Effelsberg steht ein Radioteleskop, und zwar das bis vor kurzem größte komplett bewegliche Radioteleskop der Welt.

Die Schüssel dieses Teleskopes hat 100m Durchmesser. Das neuerdings größte frei bewegliche Radioteleskop hat eine elliptische Schüssel von 100x110m, ist also auch nur ein bischen größer. Und das überhaupt größte Radioteleskop der Welt habt Ihr sicher alle schon in Filmen gesehen ("Contact" und irgendein James Bond): Das Arecibo Teleskop bringt es auf 300m Durchmesser, dafür ist es aber nicht beweglich.

Das Radioteleskop hinter den Bäumen, ganz schön riesig...

Wie dem auch sei. Das Teleskop in Effelsberg steht malerisch in einem Tal mitten in der Eifel, quasi am Ende der Welt. Es gibt aber einen Parkplatz, einen Fußweg zum Aussichtspunkt, eine Imbißbude (die gleichzeitig dem doch eher winzigen Ort Effelsberg als Kneipe zu dienen scheint) und ein Besucherzentrum.

Wenn man auf dem Parkplatz ankommt, sieht man die riesige Schüssel erstmal nur so halb über einen Hügel und die Bäume gucken. In unserem Fall war sie auch noch in unsere Richtung gerichtet, sah gut aus. Dann geht man etwa 10 Minuten eine Straße herunter, und plötzlich guckt die Schüssel vollständig hinter den Bäumen heraus. Da ist man noch 500m entfernt aber trotzdem schon beeindruckt.

Am Ende läuft man noch einen Pfad herunter und findet sich dann etwa 100m von der Schüssel entfernt und etwa 50m über ihrem Fundament auf einem Aussichtspunkt, also auf Höhe der Schüssel, die einen dann aber noch um mindestens satte 50m überragt. Hier staunt man dann wirklich.

Genau in dem Moment dreht sie sich langsam nach links von uns weg, wahrscheinlich um ein neues Objekt anzuvisieren, daß irgendwo im Westen liegen muß und relativ tief. Von hinten seitlich sieht man nur noch die irre Stahlkonstruktion, die quasi das Skelett der Schüsselfläche ist. Die ganze Antenne ist so gebaut, daß sie sich in den verschiedenen Positionen nur möglichst wenig verzieht, und die maximale Ungenauigkeit deswegen liegt an jedem Punkt der Schüssel bei einem halben Zentimeter!

Wenn man vor dem Teleskop steht, kommt man sich sehr, sehr klein vor.

Die ganze Konstruktion wiegt über 3000 Tonnen, kann aber trotzdem in nur 12 Minuten einmal komplett gedreht werden. Dabei hört man oben am Aussichtspunkt nur ein tiefes, beruhigendes Brummen.

Immer noch staunend fahren wir dann durch die Eifel gemütlich wieder zurück nach Köln. Die Eifel scheint schön zu sein, jedenfalls soweit man das bei gemütlichem Sonntagsausflugstempo sagen kann. Und reichlich Motorräder gibt es in der Eifel, fast so viele wie auf Korsika.

Auto legal!

Letztendlich war es fast einfach: Am 22.5., genau 12 Jahre nach der Erstzulassung meines Autos, habe ich der Sous-Préfecture in Grasse 84 Euro gegeben (Diesmal zum Glück an Schalter D, nicht bei der mies gelaunten Frau von Schalter E) und dafür meine Carte Grise erhalten. Den uns Deutschen ja doch irgendwie heiligen Fahrzeugbrief hat man mir weggenommen und ihn — kennt man ja schon — zusammen mit den anderen Papieren getackert und abgeheftet.

Dann bin ich über die Straße gegangen, habe für 22 Euro meine neuen Nummernschilder (761 BBC 06 — Ich wollte ja ASS, aber das kann man sich nicht aussuchen, insofern ist BBC eigentlich ganz ok...) machen lassen. Ohne den blauen Streifen links mit dem F drin wären es nur 20 Euro gewesen. Ich hatte eigentlich gedacht, das wäre Pflicht, der Mann im Schilderladen erkärte mir aber, es sei nur dann Pflicht, wenn man vorhabe, mit dem Auto in's Ausland zu fahren. Aha.

Tja, dann war ich noch bei der Versicherung und nun habe ich ein legales Auto!

Ein Buch!

Wenn ich irgendwann einmal ein Buch schreiben wollte, dann wäre wahrscheinlich jetzt der Zeitpunkt gekommen, an dem ich anfangen sollte, mir über mein zukünftiges Werk Gedanken zu machen.

Immer interessant, wenn man über etwas nachdenkt, ist die kleine, aber manchmal doch trickreiche Frage: "Was will ich dabei erreichen?". Je nach Antwort kann eine Idee ganz unterschiedlich gut oder schlecht sein, angemessen oder verfehlt, aussichtsreich oder zum Scheitern verurteilt. Deswegen fange ich mit genau dieser Frage an. Und weil mir diese Frage nicht liegt, erfinde ich in's Blaue hinein ein paar Antworten und erforsche, was jeweils daraus entstehen könnte:

"Ich will Millionen von Kopien verkaufen und mit dem Buch reich werden!"
Der Weg zum Ziel ist klar: Ich schreibe den nächsten Band der äußerst erfolgreichen "Harry Potter" Serie und verklage dann die Autorin auf Plagiat. Ich fordere mehrere Millionen Euros von ihr für entgangenen Gewinn und moralischen Schaden. Ich vertrete vor Gericht absurde Theorien und bekomme irgendwann im Rahmen einer außergerichtlichen Einigung einen Haufen Geld. Als nächster ist der Wickert dran. Wenn ich dann reich bin, widme ich mich nur noch meinen Hobbies.
"Ich habe etwas zu sagen"
Mein schicksalhafter Weg durch's Leben war kein Zuckerschlecken, aber **eine Sache** habe ich gelernt: ...
"Ich will das Geld für den Psychologen sparen."
Das Buch wird leider etwas zu egozentrisch, und ich hätte eventuell doch auf meinen Agenten hören und wenigstens eine nette Szene einbauen sollen, aber naja. War ja eh klar, daß das bei mir wieder nichts wird. Andere Leute verkaufen ihre Bücher wie warme Semmeln. Ich kann's halt nicht. *seufz* wo ist denn jetzt mein Bier?
"Ich will auch so gut schreiben wie Max Goldt!"
Auch in diesem Fall ist die Strategie ganz klar: Man fängt an, für eine Zeitung kleine Kolumnen zu schreiben und tingelt durch's Land, um sie auch noch vorzulesen. Vorher macht man bei einer avantgardistischen Band mit, die immer vor leeren Säälen spielt. Man wird dann irgendwann fast zwangsläufig eine kleine Fangemeinde haben, und diese wird langsam, aber stetig anwachsen. Irgendwann ist man dann erfolgreich und wenn mindestens ein Kritiker den Vergleich zu Max Goldt angebracht hat, ohne daß man dabei schlecht dastand, dann ist man fertig.
"Ich will professioneller Schriftsteller werden"
Ha ha, der war gut... wohl noch davon leben wollen, hm? Junge, vergiß' es.

So richtig toll gefällt mir keine der Antworten bisher. Ich sollte das Problem von der anderen Seite angehen: Auf eine Eingebung warten und dann sehen, was man daraus machen kann.

Spektakulär gut!

Arnd & Carine haben am 21.6. geheiratet und zwar auf der Pitou (Wir haben eine Kapelle!). Ich will hier nicht irgendwelche Privatgeschichten anderer Leute aufrollen, aber laßt mich kurz zusammenfassen, wie schön die Pitou ihre Rolle als "Bühne" der Hochzeit gespielt hat, und was man in Frankreich anders macht.

Am Freitag waren wir in der Mairie Annexe in Plascassier. Die Rathäuser fungieren hier in Frankreich generell als Standesämter. Im direkten Vergleich zwischen Aachen und Plascassier schneidet Aachen etwas besser ab, und zwar weil der Standesbeamte sich Zeit genommen hat, dem Brautpaar ein paar Worte mit auf den Weg zu geben.

Arnds zweiter Trauzeuge Tim verewigt sich im Gästebuch.

In Frankreich liest man 2 Artikel der Verfassung vor, in denen steht, daß sich die Eheleute ehren sollen und gut für ihren Nachwusch sorgen, dann sagen beide "Klar will ich!" und dann ist es vorbei. Unterschreiben muß man natürlich hüben wie drüben.

Wenn ich an meine eigene Hochzeit denke, die ja nur standesamtlich sein wird, muß ich sagen, daß es vielleicht netter gewesen wäre, das in Deutschland zu machen, damit wir wenigstens mehr als 15 Minuten etwas Offizielles zu tun haben, aber dafür ist es jetzt zu spät. Kann man ja auch vorher nicht ahnen, daß die hier so sang- und klanglos sind.

Nach der Zeremonie sind wir dann zurück zur Pitou gefahren und wurden am Pool bewirtet. Wegen der Hitze waren einige der aus Deutschland zugereisten Gäste (und auch einige der ansässigen) schon nach kurzer Zeit im Pool. Wir waren dann wohl die Attraktion; einige Gäste setzten sich extra anders hin, um uns zusehen zu können.

Samstag war der Tag der kirchlichen Trauung. Zunächst mußte ich allerdings morgens das Geschenk abholen, zwei junge Zwergziegen namens "Pitou" und "Karlsruhe", benannt nach ihren jeweiligen Schenkern. Die Trauung fand um 15h00 statt, weswegen wir uns alle um 14h45 vom Pool verabschiedet und angezogen haben.

Die Kapelle der Pitou war von diversen Verwandten mit Blumen und Girlanden (und natürlich Blumengirlanden) geschmückt worden und sah entzückend aus. Mangels Orgel hatten Arnd & Carine einen DJ bestellt und eine Sängerin, was sehr gut paßte. Hätte ich gar nicht erwartet.

Die Pastorin ging die Sache mit Muße an und taufte auch gleich noch Noah, womit ich jetzt sowohl Trauzeuge bin als auch Taufpate. Was mich gewundert hat: In Frankreich spricht die Gemeinde das Vaterunser nicht mit.

Nach der Trauung gab es dann einen Schoppen unter den Nußbäumen und anschließend Abendessen und Ball zwischen den Olivenbäumen.

Fazit: Wenn jemand in näherer Zukunft heiraten möchte, sollte er mein Zimmer übernehmen, das im September frei wird. schnüff

Und Ziegen sind wirklich irre. Wenn man sie hochhebt, strampeln sie, strecken die Zunge raus und schreien ganz erbärmlich und sehr laut "BEH!". Hört sich an wie ein Kind...

Gestern habe ich gesehen, wie Pitou langsam seine Zunge rausgesteckt und ganz leicht den Mund geöffnet hat. Wird er "BEH!" sagen? Nein, er reißt die Klappe noch weiter auf: Er gähnt. Und während er das tut, rutscht sein Unterkiefer zur Seite weg und ich muß lachen, weil ich noch nie eine Ziege habe schief gähnen sehen.

Alla,
Jan

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