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Gas & Air

Moin,

Im Juni hatte ich von einem merkwürdigen Interview erzählt. Damals hatte ich noch behauptet, ich sei eigentlich gar nicht auf der Suche nach einem Job. Das war damals auch tatsächlich so, denn bei Hyperion standen ein oder zwei Jobs als Support Manager auf dem Plan.

Über die ganzen Irrungen und Wirrungen dieser/dieses Jobs habe ich nicht viel berichtet, und das war auch gut so, denn letztendlich ist nichts daraus geworden. So kommt es, daß ich jetzt einen anderen Job brauche, denn Support habe ich jetzt langsam lange genug gemacht.

Um aber noch einmal auf das Interview im Juni zurückzukommen: Am Ende wurde ich zu einem zweiten Interview eingeladen, und anscheinend war ich gut: Man bot mir den Job an, inklusive vollem Wunschgehalt und 25% Bonus. Ich habe das dann allerdings schweren Herzens abgelehnt, da ich denke, daß das nicht gut gewesen wäre für den Hausfrieden, wenn ich auf einmal 12 Stunden am Tag nicht da gewesen wäre. Außerdem will ich mein(e) Kind(er) aufwachsen sehen.

Die Frage nun ist also: Was nun? Wohin?

Die Antwort dazu kann ich hoffentlich bald nachliefern.

Mehr zum Thema "nicht sagen wenn im UK"

Ich habe ein paar schöne Antworten auf den letzten Bericht bekommen, die ich hier gerne wiedergeben möchte.

Ein Taschentelefon zum Beispiel heißt hier nicht "Handy", und ganz sicher auch nicht "cell phone", sondern "mobile phone" oder kurz "mobile". "Handy" ist ein Adjektiv und bedeutet "praktisch".

Für uns Stiftehalter interessant ist auch der "Beamer", der zwar englisch klingen mag, hierzulande jedoch ein bestimmtes Auto meint. Bilder aus dem Computer an die Wand werfen kann man mit einem "projector".

Auch kennen sollte man das vielseitige "cheers". Das kann man wie "danke" benutzen, aber auch wie "tschüß" und natürlich wie "Prost!"

Oft wird man "Cheers, mate!" hören. Das bedeutet meist schlicht "danke!" Mit dem "mate" muß man allerdings ein wenig aufpassen: Die Antwort könnte lauten "I'm not your mate, mate!" Eigentlich bedeutet "mate" nämlich "Kumpel", und viele Männer suchen sich ihre Kumpel eben lieber selber aus.

Neben "cheers" gibt es noch einen anderen, populären Ersatz für "danke": "ta". Das kann man gerne und oft sagen, aber auch in Chats (Yahoo oder MSN oder was auch immer) schreiben.

"Müll" wird hier im UK nicht "trash" genannt sondern "rubbish". "rubbish" kann man ansonsten auch sehr schön wie "Schwachsinn!" benutzen. Das "u" wird auch hier wieder fast wie ein deutsches "u" gesprochen, etwa wie in "blubbern".

Ein "Kofferraum" nennt sich hier "boot", nicht "trunk", und ein "/" ist ein "stroke", kein "slash".

Faslch!

Im Deutschen sind Sätze wie "Wem ist das Fahrrad?" als Negativbeispiele nur zu bekannt, und natürlich gibt es vergleichbare grammatikalische Schnitzer auch im Englischen. Beliebt ist es zum Beispiel, "me" zu sagen, wo eigentlich "mine" hingehört. "Wo sind meine Schlüssel?" wäre dann "Where's me keys?" Inwieweit es cool ist, als Ausländer sowas zu sagen, kann ich leider nicht so richtig einschätzen.

Ein Garant für Mißverständnisse: "asian" wird im UK ganz anders benutzt als in Deutschland. Ein "asian looking guy" kommt z.B. nicht aus Japan oder China, sondern aus Indien oder Pakistan. Wer sich beim Zeitunglesen schon immer gewundert hat, wieso Japaner im UK so oft als Terrorverdächtige bezeichnet werden, der sollte einfach "asian" als "from Pakistan" lesen, dann paßt's scho. Zeitungen in Deutschland scheinen das nicht zu wissen, oder die entsprechenden Redakteure sind vielleicht einfach zu faul.

Ausnahmen

Für die "a statt ä" Regel gibt es mindestens eine Ausnahme, habe ich jetzt gelernt: man spricht "gas & air" wie "gäs en ärr".

"Gas & air" ist ein "pain killer", ein Schmerzmittel, eine 50:50 Mischung aus N2O — Lachgas — und O2, auch bekannt als Entonox. Im UK wird "gas & air" während der Wehen verabreicht, aber auch z.B. im Krankenwagen auf dem Weg zum Krankenhaus.

Woher ich das weiss? Das mit den Wehen, oder das mit dem Krankenwagen?

Letzteres weiss ich, weil ich mir am Samstag beim Fussballspielen eine Minute nach Ablauf der regulären Spielzeit ("Komm, ein Tor noch!") fett den Knöchel verdreht habe. Meine Mitspieler und die Besatzung der Ambulanz waren sich einig, das sehe sehr nach gebrochenem Gelenk aus. Am Ende war aber nichts gebrochen, und der Arzt meinte, es sei wahrscheinlich auch kein Band gerissen.

Während der Fahrt zum Krankenhaus durfte ich also Entonox atmen, und ich kann nur sagen: Das Zeug ist irre.

Es wirkt nach etwa 30 Sekunden und die Wirkung verfliegt ebenso schnell, daher muß man es permanent atmen. In seltenen Fällen führt es beim Patienten zu unkontrollierbaren Lachanfällen. Schmerz fühlt man zwar weniger, aber er ist durchaus noch gut da. Man ist auch ein wenig von der Rolle, z.B. ändern sich die Stimme, die Wahrnehmung von Farben, und manchmal auch Geräuschen.

Ich falle in die Kategorie "seltener Fall", und zwar so schlimm, daß der Sanitäter neben mir mitlachen mußte. Nach ein paar Minuten Lachen und Weinen öffnete er das Schiebefenster nach vorne und sagte zu seinem Kollegen: "Look at him! He can't help it!"

Im Krankenhaus wurden dann noch Witze gemacht von wegen "You're German, right? You're not supposed to have a sense of humour!" Danach wurde mein Gelenk geröntgt, und dann war leider die Flasche leer. Stattdessen bekam ich Codein (enthält 1-2% Opium!). Seit Sonntag begnüge ich mich allerdings mit Paracetamol.

Am Freitag muß ich wieder zum Krankenhaus für eine weitere Untersuchung. Ich glaube, der Knöchel sah so derbe kaputt aus, daß der Arzt dem Röntgenbefund nicht so ganz glauben wollte... Mal sehen, was dabei herauskommt.

Bis dahin: Bleibt immer schön heile!
Jan

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