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Wasser, drinnen und draußen

N'Abend zusammen!

Wasser

Ich weiß nicht, ob es meine Schuld ist: Nach den zwei schön trockenen letzten Wintern (die ich sehr angenehm fand, vor allem morgens auf dem Fahrrad auf dem Weg zur Arbeit!) ist dieser hier eine reine Dusche.

Es regnet seit Anfang des Jahres praktisch ohne Pause durch, und die Sonne haben wir hier in diesem Jahr noch nicht zu sehen bekommen. Aus der Bahn auf dem Weg nach London sieht man überall überflutete Felder, und praktisch alle Flüsse und Bäche sind über die Ufer getreten. Wo soll das noch hinführen?

Sogar unsere einheimischen Nachbarn beschweren sich. Souad ist verständlicherweise vollkommen frustriert.

Ich könnte mir vorstellen, daß die Aussicht auf ein paar stressige Monate ab Februar ihre Stimmung nicht besser macht. Natürlich können wir wegen des Babys auch nicht einfach mal schnell irgendwo hinfliegen und Sonne tanken.

Falls jetzt der Sommer auch noch ausfällt so wie letztes Jahr, dann werden wir bestimmt am Ende des Jahres alle depressiv sein.

Das ganze Setting ist nicht die beste Voraussetzung für ein neues Kind, ganz klar. Ich hoffe, daß es entweder ab jetzt ganz sonnig wird (und überdurchschnittlich warm), oder daß wir aus sonst einem Grund wieder Energie tanken und uns richtig freuen können. Lottogewinn anyone?

Bahn fahren

Ich gewöhne mich so langsam an diese Trips nach London.

Wir hatten diesmal eine von diesen Veranstaltungen, bei denen jemand aus der Führungsetage vorbeikommt und allen erzählt, wie toll wir alle sind, und daß wir selbstverständlich unaufhaltsam sind auf dem Weg nach oben.

Diese Veranstaltung war in einem Hotel unweit des Londoner Büros, der Karte nach zu urteilen mehr oder weniger in Gehweite. Die Einwohner sahen das anders und konnten mir auch nicht so recht sagen, wie lange das dauern würde. "Walk? I never walk!" war die übereinstimmende Antwort.

Wenn man bedenkt, daß Jacqui Smith (Home Secretary, quasi unsere Innenministerin) noch am Wochenende verlauten ließ, sie würde nicht bei Nacht in London zu Fuß gehen wollen, dann mag das verständlich sein.

Ich wiederum sah nur den unglaublich dichten Strom von Menschen in der Tube verschwinden und entschied mich für's Gehen.

Für meinen Knöchel ist es ja gut, wenn ich viel gehe, auch wenn er dann danach manchmal etwas wehtut. Da ich aber endlich auch schon wieder fit genug bin, wieder beim Fußball mitzuspielen (Ich vermeide hier geschickt das Wort "können", nachdem Norbert das beim letzten Mal angemängelt hatte. Obwohl ich im Tor gar nicht mal so schlecht bin! Vielleicht nicht so gut wie der Kahn, aber mit dem Lehmann kann ich locker mithalten. Oder so), kann ich ja jetzt nicht kleinlich sein und ein Taxi nehmen, nur um 900m zurückzulegen.

Ich verwandelte mich also in einen Londoner: Jacket zu, Mantel auf, Ohrhörer in's Ohr, grimmigen Blick aufsetzen und möglichst starr zu Boden sehen. Dann muß man nur noch ganz schnell gehen, und schon fällt man nicht mehr auf.

Am Nachmittag nach Einbruch der Dunkelheit kann so eine Stadt recht interessant aussehen, besonders wenn die Straßen naß sind und mit dem Neon nicht gegeizt wird.

Alles gleich

Etwa eine halbe Stunde und eine kleine "Habe ich mich verlaufen?" Situation später bin ich am Bahnhof. In England sehen ja grundsätzlich alle Straßen gleich aus, egal wo man ist, weswegen man manchmal einfach nicht so recht weiß, wo man eigentlich gerade ist. Besonders im mir unbekannten London kann das schnell mal passieren.

In der Stadt sind im UK im Erdgeschoß sämtlicher Häuser Geschäfte untergebracht, Restaurants, und die allgegenwärtigen, von Indern geführten "Convenience Stores", in denen man Zeitungen bekomt, Chips, Schokoriegel (in London sogar manchmal Ritter Sport!) und auch sonst so ziemlich alles.

In den Vororten sieht man "semi-detached" Häuser (Doppelhäuser) mit "For Sale" Schildern davor, so weit das Auge reicht.

Und auf dem Land fährt man durch enge Straßen mit mannshohen Hecken auf beiden Seiten, auf denen man sich immer wieder wundert, wieso man da 60mph fahren darf, also fast 100km/h.

Der Pool

Demnächst erwarten wir also ein zweites Mädchen. Diesmal haben wir uns entschlossen, die Alternativen zu machen, mit zuhause bleiben, "independent midwife", und vor allem mit einem Pool im Haus, einem "birthing pool".

Sowas kann man im UK in allen Formen und Varianten mieten. Wer das Ding nicht permanent mit heißem Wasser nachwärmen will, der kann sich sogar einen beheizten Pool mieten, und das haben wir dann auch getan.

Den Pool aufzubauen dauerte etwa 3 Stunden, das anschließende Befüllen mit (lau)warmem Wasser am nächsten Morgen ebenso. Souad wollte den Pool zunächst reinigen, das dadurch notwendig gewordene Leeren des Pools dauerte nochmal 2 Stunden, und nur weitere 3 Stunden später (oder etwas über einen Tag nachdem er angekommen war) war der Pool dann endlich wieder voll.

So, jetzt war er aber natürlich nur lauwarm, so an die 30 Grad. Mehr gab unser toller Boiler nicht her.

Die Heizung rackerte dann nochmal eine Nacht durch, und am nächsten Morgen war der Pool dann auf die gewünschten 37 Grad aufgewärmt.

Auch das Wohnzimmer war ganz klar wärmer. Ist ja auch irgendwie klar: Knapp 700 Liter warmes Wasser wärmen auch ein Wohnzimmer merklich auf.

Aufwendig...

Das ganze klingt unglaublich aufwendig, hat sich aber gelohnt.

Erstens ist Souad jetzt viel entspannter, weil sie einfach in den Pool steigen kann, wenn ihr irgendwas wehtut.

Zweitens findet Lilia es unglaublich toll, einen riesigen Pool im Wohnzimmer stehen zu haben.

Und drittens kann ich mich da nur anschließen: Sich am frühen Abend mal eben eine halbe Stunde in richtig schön warmes Wasser legen zu können ist absolut genial!

Kann ich nur empfehlen!

Blubb,
Jan

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