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Quasi-Monopoly

Morning All

Mir fällt gerade auf, daß ich nur noch schreibe, wenn ich im Zug, Flugzeug oder Flughafen sitze. Das ist wohl so, wenn man drei Frauen im Haus hat. Meine drei Frauen sind außerdem von der Sorte, die immer eine klare Vorstellung davon haben, was ich tun soll. Wobei die Vorstellungen natürlich auseinandergehen und so unterschiedliche Aktivitäten wie Radfahren, Küche aufräumen, "Na Du Kleine?" sagen und stupfen oder "Quasi-Monopoly" spielen umfassen. Alles in Allem ein großer Spaß.

"Quasi-Monopoly"

Einer unserer Bekannten hat Lilia vor ein paar Wochen ein Monopoly geschenkt, so richtig schick mit Holzkiste und so.

Wir haben zwei Tage lang versucht, ihr die Regeln beizubringen, und einiges ist auch hängengeblieben, daher geht das Spiel jetzt so:

Zunächst suchen sich beide Spieler je eine Spielfigur aus. Dann deklariert Lilia, daß sie diesmal die Bank ist. Man würfelt und zieht, und wenn man auf eine freie Straße kommt, sucht Lilia die Karte (erst nach Farbe, mittlerweile findet sie auch die richtige, indem sie die Anfangsbuchstaben vergleicht).

Nach ein paar Runden kann es passieren, daß man auf einer bereits vergebenen Straße landet. Dann freut sich Lilia und gibt dem jeweiligen Besitzer Geld aus der Bank. Falls sie selbst die Straße hat, legt sie das Geld umgehend wieder zurück in die Bank.

Ich frage mich, ob sie mir so gerne Geld gibt, weil wir ihr vor ein paar Wochen erklärt haben, warum ich immer arbeiten muß, und daß man ohne Geld nicht einkaufen kann...

Nachdem man also ein paar Runden gewürfelt, Strassen verteilt und den einen oder anderen Geldschein eingesteckt hat, ist es an der Zeit, die Spielfiguren auszutauschen. Lilia beginnt normalerweise mit der Lokomotive, wechselt dann aber irgendwann zum Fingerhut. Ich muß dann mein Auto abgeben und stattdessen mit dem Stiefel weiterspielen.

Radfahren wie die Großen!

Die End- oder kreative Phase

Ungefähr zu diesem Zeitpunkt beginnt auch die "kreative Phase" des Spiels.

Meist zeigt sich das daran, daß Lilia mehr oder weniger zufällig Häuser und Hotels auf Strassen stellt oder anfängt, rückwärts zu ziehen. Manchmal beginnt sie auch jeden Zug auf "Go".

Kurze Zeit später verliert sie normalerweise die Lust. Das heißt nicht, daß sie aufhören will, oder gar das Spiel wegräumen, oh nein! Das darf ich dann machen.

Spezialregeln gibt es auch ein paar: Wenn man im Gefängnis landet, ob drin oder nur als Besucher, geht man beim nächsten Zug normal weiter und freut sich: "Rausgekommen!" Kommt man auf ein "Chance" oder "Community Chest" Feld, darf Lilia die entsprechenden Karten suchen, sortieren und dann aufs Spielbrett legen. Danach nimmt man irgendeine Karte, liest sie vor und legt sie wieder weg. Auch wichtig: Strassen werden halb unter das Spielbrett geklemmt und oft zurechtgerückt.

Entspannung

Insgesamt ist "Quasi-Monopoly" eine sehr entspannte Sache. Das gefällt mir gut, weil ich normales Monopoly grundsätzlich verliere. Die 4 Jahre im Ursprungsland des Kapitalismus haben mir zwar geholfen besser zu werden, aber gewinnen kann ich nachwievor nicht, dafür bin ich einfach zu unfokussiert was Geld angeht.

Sehr entspannend kann es auch sein, mit Lilia spazierenzugehen oder Fahrrad zu fahren. (Moment! Habe ich jetzt etwa gerade alte und neue Rechtschreibung bunt gemischt? Steht auf sowas nicht irgendeine Strafe?)

Entspannend ist das wegen der vielen Stops, die teilweise unmotiviert zu sein scheinen. Wenn man sich Zeit nimmt findet man fast immer einen mehr oder weniger interessanten Grund für den Stop, und genau diese Suche entspannt, ein wenig wie ich mir Meditation vorstelle. Manchmal allerdings muß ich sie einfach fragen, ich Spielverderber.

Unser längster Trip bisher war zur Bolshaw Farm. Der Ausflug dauerte so lange, daß Souad sauer war, weil wir über eine halbe Stunde zu spät zum Essen kamen (während des Ramadan soll man sowas nicht machen), und auf dem Rückweg mußte ich mein Fahrrad schieben und Lilias tragen, was auch nicht so einfach war. Zudem gerieten wir in einen kurzen Schauer.

All das soll aber nicht trüben, daß Lilia stolz war, es bis zur Farm geschafft zu haben. So stolz, daß sie manchmal abends zum Einschlafen die Geschichte davon hören will.

So, nachdem ich mir jetzt ja quasi die Geschichte selbst erzählt habe werde ich jetzt auch mal in mein Hotelbett gehen, auch wenn mir mein eigenes lieber wäre.

Gut's Nächtle,
Jan

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