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Fette Wumme

Moin!

Wo ich ja jetzt Jetsetter bin und so war ich gerade zwei Tage in San José, California in den US of A. Für wegen Arbeit.

New York mit dem neuen Freedom Tower, vom Flughafen Newark aus gesehen.

Sowas ist total super, weil man in den zwei Tagen ja einfach auf seiner angestammten Zeitzone bleiben kann. Wenn man dann morgens um 4 aufwacht (egal wieviel man die Nacht zuvor getrunken hat!), steht man einfach auf, tut so als hätte man verschlafen ("Oh #%$*! Schon 11!") und liest alle Emails, die einem die Kollegen aus Europa am Vortag geschrieben haben, in der freudigen Erwartung, man würde die ja sicher noch beantworten können, später, also wenn es in San José Tag ist.

Man verbringt also den "Vormittag" mit Emails und anderem. Dann geht man um 7 Ortszeit zu einem sehr späten Mittagessen, bei dem einem die Amerikaner komischerweise Frühstückskrams hinstellen. Haben halt von gutem Essen keine Ahnung.

Allmählich trudeln die Kollegen ein und man macht sich an eine Nachmittagssitzung, das geht ganz gut. So gegen 13 Uhr (lokal) gibt es dann Abendessen, auch gut. Dummerweise gibt es a) kein Bier dazu und b) bestehen unsere Kollegen dann immer noch darauf, daß noch eine Abendsession eingelegt werden muß, man also bis in die Puppen weitermacht.

So um 4 Uhr morgens oder noch später (aka 20 Uhr lokal) geht man dann in's Bett, völlig fertig wie nach einer ziemlich langen Party. Zum Glück kann man ausschlafen (aka um 11 Uhr aufwachen, bzw. um 4 Uhr lokal).

Jetsetting ist total super.

Wegen der Kinder

Ich stehe um 5 auf, lande 22 Stunden später in San Francisco und nehme dann einen Leihwagen nach San José. War keine so gute Idee, war ja doch etwas müde. Jedenfalls bin ich um 21 Uhr Ortszeit im Büro, seit 24 Stunden auf den Beinen. Wir sitzen dann noch etwa 3 Stunden da und bereiten eine Präsentation für den nächsten Tag vor.

Die Golden Gate Bridge kurz nach Sonnenaufgang.

Zunächst sitze ich mit drei Product Managern aus Lehi, Utah im Büro und wir warten auf den Rest. Das Büro in Lehi ist neu und wir reden ein wenig darüber, wo genau es ist. Mein einziger Bezugspunkt in Lehi ist ein riesiger Outdoorladen namens "Cabela's", den ich bei meinem letzten Aufenthalt in Orem mit Kollege Jeff angesehen hatte, weil er so beeindruckend groß ist: 15000m2.

Etwa ein Drittel der Fläche dient dem Verkauf von Waffen, denn in Utah geht man gerne jagen oder ballert einfach so rum. Man sehe sich nur das Sammelsurium auf dem Katalog für Januar an...

Ich erinnere mich an Cabela's, man sagt mir das neue Büro sei direkt nebenan, und ich sinniere über die Abteilung Waffen. Daraus entspinnt sich zwischen den Kollegen ein längere Diskussion.

Die aktuelle Debatte über Waffen in den USA hat hier den Effekt, daß alle Kollegen "schnell noch ordentlich welche kaufen" wollen, "bevor man nicht mehr kann." An diesem Abend geht die Diskussion zunächst darum, wann man als Gruppe in der Mittagspause zu Cabela's gehen solle, zwecks Großeinkauf.

Danach dreht sich die Frage dann um Schrotflinte versus Revolver versus Tazer, und zwar im Kontext "Was wenn nachts jemand bei mir einbricht?" Da halte ich mich vornehm heraus und höre mit wachsendem Erstaunen zu. Man einigt sich recht schnell, daß ein Tazer am besten sei, falls nämlich dummerweise nur der Schwiegervater... "Tazer is like, shoot first, ask questions later, you know".

Man ist sich ebenfalls einig, daß eine Schrotflinte zu viel Kollateralschaden mit sich bringt, außer man ist draußen und schießt in die Luft.

Dann wenden sich alle an den bisher stillsten Kollegen und wollen wissen, was er meine. Stellt sich heraus, daß er sich gerade für seinen Revolver einen Schalldämpfer gekauft hat. Jetzt bin ich nur noch perplex.

Downtown San Francisco, gesehen von Tiburon auf der Nordseite der Bay.

Vergessen wir mal kurz unser europäisches Wertemodell und stellen uns vor, daß wir ganz doll Angst davor haben, jemand könne uns was aus dem Haus klauen und uns oder unsere Familie dabei schädigen. Da dieser Unhold bewaffnet sein könnte, rüsten wir ebenfalls auf. So.

Warum also brauchen wir einen Schalldämpfer?

Zwei Gründe: Wenn man nachts und in einem Haus mit einer Waffe schießt, wird man ersten vom Mündungsfeuer geblendet und zweitens ist das ziemlich laut. Beides führt dazu, daß man vorübergehend orientierungslos sein kann, sicher keine gute Idee, wenn man gerade angegriffen wird. Der Schalldämpfer stellt diese beiden Probleme ab.

Viel wichtiger ist aber der zweite Grund: Man will ja die Kinder nicht wecken, wenn man einen Einbrecher erschießt.

Ich lasse das mal so stehen, ist ja fast irgendwie logisch.

Ich habe auch keine Zeit, mich darüber mehr als oberflächlich zu wundern, denn die Diskussion ist schon weitergezogen, es geht jetzt um Safes.

Wer zuhause Kinder und Waffen hat, muß dafür sorgen, daß letztere sich nicht mit ersteren selber verletzen. Dafür gibt es Safes. Die gibt es in ganz normalem Schrankformat aber auch als Variante für den Nachttisch, in dem man ein Waffe geladen aufbewahren kann, ohne daß Kinder sie auslösen könnten. Im Ernstfall genügt dann ein Code und die Waffe kann herausgenommen und benutzt werden.

Danach dreht die Diskussion ein wenig ab, zu feuerfesten Safes. Einer der Kollegen bewahrt darin alle Pässe auf, klar. Auf die Frage, warum er für seine Kinder Pässe habe, verweist er auf die Apokalypse, und daß man in dem Falle ja vielleicht schnell weg müsse. Er meint die Zombie Apokalypse.

In meiner Welt ist es zu diesem Zeitpunkt etwa 8 Uhr morgens und ich habe seit 27 Stunden nicht geschlafen. Die Absurdität dieser ganzen Diskussion geht halbwegs an mir vorbei und sickert erst viel später so langsam durch.

Und das ist auch gut so.

Jan

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