Send to Kindle

10 Jahre UK

Bye now!

Am 22. Februar jährte sich unsere Ankunft in England zum zehnten Mal. 10. Zehn. ZEHN JAHRE! Krass.

Auch krass, was in diesen 10 Jahren alles passiert ist bei uns:

Daneben sind wir unzählige Meilen geflogen (weil die Familien so weit weg sind) und gefahren. Lilia war in ihren ersten 2 Lebensjahren mehr als 35 Mal in einem Flugzeug. Da mehr Kinder aber auch teurer zu transportieren sind, hat sich das etwas beruhigt.

Wir haben uns einigermaßen etabliert hier, auch wenn das nicht so einfach ist, Kultur ist komplex. Die alte Weisheit vom Engländer, dessen "you must come round one day" eben genau keine Einladung ist, zieht sich durch alle Aspekte des täglichen Lebens. Nett sind sie, aber auch distanziert.

Irgendwo im Peak District

Wir haben viele Orte in und um Manchester besucht. Wir kennen den Peak District recht gut und freuen uns immer wieder über Dunham Massey, Tatton Park und Lyme Park.

Die Kinder turnen und schwimmen, Souad spielt Basketball (wenn sie nicht gerade kaputt ist) und ich spiele seit 9+ Jahren mit den gleichen Pappnasen 6-a-side (Fußball in der Halle) (Genau 8 Tore geschossen in der Zeit, also 1/Jahr bis mir 2013 die Statistik ruiniert hat).

Dieses Jahr wollte ich mit Lilia zum "Sale Water Park" und ihr Segeln beibringen, aber leider ist das gerade dem Rotstift zum Opfer gefallen. Buh!

Ich glaube man kann mit Fug und Recht behaupten, daß wir nun sesshaft geworden sind.

(Hm... "sesshaft"... das sieht so falsch aus. Vielleicht "seßhaft"? Nee, auch nicht gut. Bleiben wir beim Doppel-s.)

Stabilität

Eltern mit Kindern wissen, wie wichtig Stabilität ist. Kinder sind unglaublich konservativ. Die wollen im Grunde, daß sich niemals irgendetwas ändert!

Am Strand in Formby Point

Für die Entwicklung der Kinder ist es also wichtig, von Anfang an eine stabile Umgebung zu bieten.

Nicht daß man ohne eine solche als Kind nicht gedeihen kann, 1000e Diplomatenkinder zeigen das deutlich. Für die Kinder ist es aber schlicht besser und angenehmer, wenn sie längerfristig in einer Umgebung aufwachsen.

Kinder entwickeln über Jahre hinweg Freundschaften. Sogar ich kann mich noch Markus erinnern, der von meinem 2. bis 7. Lebensjahr mein bester Freund war. Dabei erinnere ich mich sonst an fast nichts aus meiner Kindheit!

Kinder assimilieren die Werte der Gesellschaft um sie herum. Das meiste davon kommt klar von den Eltern, mit denen sie ja viel Zeit verbringen und vor allem viele, unterschiedliche Situationen durchleben. Aber auch die Umwelt spielt eine Rolle, also in unserem Falle Heald Green, Manchester, Nordengland, UK, Europa. Hamburg und Algier nicht zu vergessen.

All das fügt sich über Jahre hinweg zu einem Gesamtbild, wie ein Baum, der über Jahrzehnte einen Ring nach dem anderen anlegt und dabei nach und nach zu seiner endgültigen Form heranwächst.

Am River Bollin

So, und jetzt höre ich mal auf mit dem Geschwalle über Stabilität und Kinder, denn Ihr wißt ja eh, wo das hinführt, oder?

Genau: Wir ziehen um.

Das ist natürlich voll Rock'n'Roll, weil total aufregend und gerade jetzt wo wir doch und so...

Wo?

Ich würde gerne die Rock'n'Roll Schiene noch ein wenig weiter fahren, bevor ich mehr verrate. Leider gehört "Dinge geheimhalten" aber nicht zu meinen absoluten Stärken.

Ich habe Schwierigkeiten, eine so große Änderung nicht gleich überall hinauszuposaunen. Das ist fundamental anders als Souad, die gerade sowas solange nicht mitteilt, bis ... keine Ahnung, jedenfalls lange.

Ich gehe davon aus, daß ich zu prä-Internet, prä-Telefon und prä-Zeitung Zeiten wahrscheinlich einer dieser fahrenden Nachrichtenverteiler gewesen wäre. Mit lauter Stimme hätte ich auf dem Marktplatz gestanden und Geschichten erzählt, um dann später im Rathauskeller beeindruckende Mengen Met wegzusaufen und unter dem Deckmantel des Suffs allerlei neue Geheimnisse erzählt zu bekommen, die ich dann in anderen Städten verkünden könnte.

Im Grunde mache ich das ja jetzt auch, nur daß man heutzutage statt einer lauten Stimme nur eine Liste aufnahmefähiger Emails braucht, sowie einen Texteditor zum Schreiben.

Lyme Park - The Cage

Egal. Wir ziehen nach Basel.

Ups, jetzt ist es raus.

Diverse Versuche in den letzten Jahren einen Job zu finden, der sich mit Côte d'Azur vereinbaren läßt scheiterten. Dabei ging es immer um die Frage: Wie können wir nach Nice, unsere Lebensqualität verbessern?

Ende 2013 änderte sich das. Die Aussichten für meinen aktuellen Job wurden signifikant schlechter. Nicht daß mich meine Chefin gefeuert hätte, aber es war keinerlei Entwicklung abzusehen. Mein einziger Mitarbeiter wurde in ein anderes Team absorbiert und so war nicht mehr viel übrig (außer unglaublich viel Arbeit).

Und dann kam im Dezember ein Kollege aus Hamburg und wollte mich abwerben.

Job

Den neuen Job kann man am ehesten unter "Consulting" einordnen, ist aber mehr als das. Mein neuer Chef soll eine Abteilung sanieren, die in den letzten Jahren nicht gerade viel Ruhm und Ehre eingefahren hat. Geschweige denn Geld. Das soll er ändern, und dabei werde ich ihm helfen.

Ich mag das, weil es schwierig wird. Es ist durchaus ungewiß, ob wir die Erwartungen erfüllen können oder spektakulär scheitern werden.

Dunham Massey

Aber sag' mal, Jan, werdet Ihr fragen, wenn der Boss in Hamburg ist, wäre es dann nicht naheliegend, ebenfalls dort zu sein? Auch wegen Familie und so?

Ja, schon.

Deutschland ist aber anders als Frankreich oder England, prinzipiell dezentralisiert. Das Büro in Hamburg (wunderschön gelegen am Hafen!) beherbergt viele Entwickler. Verkauf und ein Großteil des Consultings sind eher in München, wohin mich ja keine zehn Pferde bekommen könnten.

Hamburg ist also nicht automatisch erste Wahl.

Da unsere Truppe für "Central" zuständig ist, also neben Deutschland auch die Schweiz, Österreich und ein wenig Osteuropa und Südafrika, hatten wir noch die Wahl, in Wien oder Basel zu wohnen, denn auch dort gibt es Büros.

So, und wenn man sich jetzt überlegt, wie bei uns im Haus die kulturelle Verteilung aussieht, dann stellt sich die Frage nicht mehr, denn nur Basel ist in einem Länderdreieck. Gibt ja jede Menge Leute, die in der Schweiz arbeiten aber in Deutschland oder Frankreich wohnen.

Ein goldener Sonnenuntergang in Heald Green, dank Regen

Was uns angeht, wir stehen noch ganz am Anfang. Haben keine Ahnung, wie das alles laufen wird, wo wir wohnen sollen, ob die Schweiz besser zu uns paßt als Frankreich. Wie werden die Kinder das alles verdauen?

Nur eins ist klar: Es war wirklich an der Zeit, aus Manchester wegzuziehen. Je länger wir warten, desto schwieriger für alle Beteiligten.

Wir waren lange genug hier.

Und es war schön!

Bye now,

Jan

Send to Kindle
< Feuer und Regen
146 von 156
Weggehen >
Berichte aus der Schweiz, England & Frankreich
blog comments powered by Disqus
jan-exner.de
Made with Kirby and